Kirchenbücher

Die Kirchenbücher osteuropäischer Staaten sind uns nur begrenzt zugänglich. Sie wurden von den Mormonen überall, wo es die Behörden gestatteten, fotografiert. Mikrofilme davon können in den Genealogischen Forschungsstellen dieser Religionsgemeinschaft, welche über die ganze Welt verstreut sind, eingesehen werden. In den meisten westeuropäischen Staaten, mit Ausnahme von Österreich, wurden die Kirchenbücher verfilmt, in Ungarn bis 1895. Standesamtsregister werden in Österreich erst ab 1939, im Vorkriegsungarn dagegen bereits ab etwa 1895 geführt. Diese dürften in den Nachfolgestaaten größtenteils auf den Bürgermeisterämtern archiviert sein.

Die Banater Kirchenbücher der deutschen Ortschaften in Rumänien und Jugoslawien wurden während des Zweiten Weltkrieges fotografiert, vom Beginn der Besiedlung und je nach Gemeinde nur bis etwa 1830-1850. Die Mikrofilme werden im Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart aufbewahrt. Von vielen Negativen wurden dort zusätzlich Fotokopien angefertigt, die das Forschen erleichtern.

In Ungarn liegen die Originalmatrikeln meist noch in den Pfarrämtern. Forschungen werden dort nach vorheriger Anmeldung jederzeit erlaubt. Mikrofilme aller Kirchenbücher bis 1895 besitzen die Mormonenkirchen und das Staatsarchiv in Budapest. Eine Einsichtnahme wird jedoch nur bis einschließlich 1866 gestattet.

In Rumänien wurden die ersten Jahrzehnte der Banater Kirchenbücher verfilmt (siehe oben). Die Banater Originalkirchenbücher der Jahrgänge vor 1895 wurden nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils in das Staatsarchiv von Temeswar und in das Nationalarchiv von Arad verlegt, wo sie nach vorheriger Genehmigung eingesehen werden können. Es ist sogar möglich, ganze Kirchenbücher oder Teile davon gegen eine Gebühr pro Aufnahme verfilmen zu lassen.

Von Siebenbürgen wird familiengeschichtliches Material, beispielsweise Ahnenpässe, zur Zeit beim Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e. V. in Heidelberg zentral gesammelt und ausgewertet.

In Jugoslawien werden die Kirchenbücher vielfach in den Gemeinden, zuweilen in den Staatsarchiven aufbewahrt. In Slowenien ist das Forschen im allgemeinen ohne Schwierigkeiten möglich. Es steht dort ein modernes, mehrbändiges Kirchenbuchverzeichnis zur Verfügung. Auch in Kroatien kann mit Großzügigkeit gerechnet werden. Forschungen in Restjugoslawien, im ehemaligen Siedlungsgebiet der Donauschwaben, werden meist nicht gestattet. Die wenigen in den Diözesanarchiven befindlichen Matrikeln und Abschriften können allerdings jederzeit eingesehen werden, z. B. im Historischen Archiv in Zrenjanin. Von der Batschka gibt es Zweitschriften der katholischen Kirchenbücher aus der Zeit 1826-1895 im Erzbischöflichen Archiv von Kalocsa/Ungarn, Mikrofilme davon in den westlichen Mormonenkirchen. Banat, Batschka und Syrmien sind im Verwaltungsgebiet Vojvodina zusammengefasst. Das Zentralarchiv für diese Region befindet sich in Novi Sad. Dort befinden sich vielfach lückenhafte Zweitschriften zahlreicher Kirchenbücher des 19. Jahrhunderts. Forschungen sind gestattet, allerdings nur nach vorheriger schriftlicher Anmeldung und erteilter Erlaubnis. Anfragen werden mit relativ hohen Gebühren berechnet.

In Frankreich liegen die Kirchenbücher des 18. Jahrhunderts der Regionen Lothringen und Elsaß teils in den Bürgermeisterämtern, weniger in den Pfarrämtern, vielfach jedoch in den zuständigen Archiven von Metz, Nancy und Strasbourg. Diese Archive besitzen in jedem Fall von den dort nicht lagernden Matrikeln Mikrofilme. In den lothringischen Archiven Metz und Nancy gibt es ab 1765, im Elsaß ab der französischen Revolution, zusätzlich Zweitschriften aller Kirchenbücher. Die Mormonen haben bisher nur einen Teil der französischen Kirchenbücher verfilmt.

In Luxemburg lagern die Kirchenbücher teils in den Bürgermeisterämtern, teil in den Pfarreien. Mikrofilme aller Matrikeln befinden sich im Nationalarchiv und auch in den westlichen Mormonenkirchen.

Quelle: Handbuch des AKdFF, 2000

Arbeitskreis donauschwäbischer Familienforscher e.V.